Dezember 26, 2010

Mountains of the moon Tag 6 – Der Gipfel



Am Gipfeltag haben wir ganztägig fantastisches Wetter mit recht guter Fernsicht, nach einer Stunde leichter Kletterei erreichen wir den Gletscher bei Sonnenaufgang. Die Sonne geht zwischen den Gipfel auf und wirft beeindruckende Schatten. Ein Naturschauspiel erster Klasse und mit Abstand der eindrucksvollste Moment der Reise, absolut unvergesslich. Vorbei am 5000m hohen Alexandra Gipfel müssen wir eine zeitraubende Abseilstelle überwinden um schließlich über den ca. 35° steilen und spaltenreichen Stanley Gletscher aufzusteigen. Jeder Schritt ist anstrengend, da die Luft hier sehr dünn ist und der Körper sich kaum erholt. Kurz vor dem Gipfel kommt aufgrund einer Routenänderung noch die Schlüsselstelle, ohne Standplatzsicherung queren wir eine gut 15m breite recht steile Eiswand, mein Adrenalinpegel steigt auf den Tageshöchstwert :)
Nach etwas leichterer Kletterei erreichen wir schließlich den Gipfel auf 5109m
Ich steige mit Unterstützung von 2 Guides anschließend noch in den Kongo ab um den 5086m hohen Albert Peak zu besteigen. Trond beschließt auf dem Margherita auf uns zu warten. Leider haben wir unsere Steigeisen nach dem Gletscher zurückgelassen und müssen auf hartgefrorenen Firnfeldern Stufen schlagen. Dafür steht uns zu dritt auch nur 1 Pickel zur Verfügung, den wir uns teilweise gegenseitig zuwerfen oder rüberreichen.
Kurz vor dem Gipfel wartet noch eine ca. 20m hohe Wand (III. Grad) auf uns die wir (seilfrei) durchsteigen. Frohe Weihnachten Kongo!


Auf dem Rückweg folgen noch weitere Überraschungen. In der Sonne sind die Schneebrücken der Gletscherspalten aufgetaut, wir müssen uns langsam vorantastend einen neuen Weg bergabwärts suchen. Schließlich bleibt uns nichts weiter übrig als eine Schneebrücke zu überqueren, ich richte mit Hilfe einer Eisschraube einen Standplatz zur Sicherung ein damit es zu keinem weiten Sturz kommen kann, die Querung verläuft glücklicherweise ohne Zwischenfälle.
Beim erklettern der mit Fixseilen versicherten Abseilstelle wartet noch eine weitere Überraschung auf mich. Als Seilzweiter oben angekommen stelle ich fest das ich nicht gesichert bin, der Guide hält das Seil in der Hand. Ich mache fix eine Sicherung damit der Seilnächste gesichert ist und mich im Sturzfall nicht aus der Wand zieht. Nach fast 11 Stunden erreichen wir erschöpft das Camp. Wobei die Aussage das „wir völlig erschöpft“ das Camp 5 erreichen nicht ganz richtig ist. Ich komme völlig außer Atem im Camp 5 an, Trond nicht. Er macht einen heiteren Eindruck und möchte mit einem Nachtmarsch direkt in Camp 4 absteigen, regelrechte Tiere diese Norweger :)
Mit mir allerdings ist das allerdings nicht mehr zu machen, ich lehne dankend ab, und ziehe es vor nach einem warmen Tee direkt in den Schlafsack zu kriechen. Der Schweizer hatte uns außerdem erzählt er hätte diese Variante gewählt und uns ausdrücklich davor gewarnt.







Dezember 25, 2010

Mountains of the moon – Tag 5

Tag 5
Wir erreichen Camp 5 auf knapp 4500m, das einzige das vor Ort errichtet wird. Die Vegetationszone haben wir heute verlassen und befinden uns schließlich planmäßig am ersten Weihnachtstag im alpinen Gelände. Den Aufstieg werden wir mit 3 Guides zusammen machen, allerdings ist das Know – How nicht mit europäischen Bergführern vergleichbar. Diese haben lediglich einen Crash-Kurs in Knotenkunde und Rettungstechniken erhalten, durchgeführt von einem Norwegischen Bergführer. Selbst von Höhenkrankheit haben die Guides auch noch nie was gehört, wissen sie lediglich, dass wenn man höher steigt das es kälter wird.
Wir besprechen den Aufstieg und Spaltenrettungstechniken, legen die Ausrüstung griffbereit und beschliessen um 4:30 Uhr aufzustehen.





Dezember 23, 2010

Mountains of the moon – Tag 3

Am dritten Tag sind wir, nach häufigem Bergauf- und Bergab laufen in einem Sumpf, auch Camp 3 genannt, auf 4000m Höhe angekommen.
Die Landschaft zwischen 3000 und 4000m Höhe ist atemberaubend und phänomenal abwechslungsreich. Allerdings ist das Gelände auch denkbar schlecht, es gab keine richtigen Wege, so sind wir mitten durch Sümpfe gelaufen und über Baumstämme geklettert um voran zu kommen. Als bewährte Fortbewegungsmethode in den Sümpfen erweißt sich das Grasbüschelspringen. Es wird von einem ca. 50 cm hohen Grasbüschel zum nächsten gesprungen um nicht direkt durch den Sumpf laufen zu müssen, was nicht nur vieeel Kraft kostet sondern auch mal mit Wasser vollgelaufene Gummistiefel bedeutet. Nicht richtig eng sitzende Gummistiefel behält der Sumpf außerdem ganz gerne für sich :)

Die Tier und vor allem Pflanzenwelt im Ruwenzori ist sicher weltweit einzigartig. Vor allem die gigantischen meterhohen Lobelien sind ein Merkmal dieser Landschaft. Auch große Teppiche aus farbigen Moosen gemischt mit einer alpinen Landschaft verleihen dieser Gegend eine einzigartige Charakteristik. Es wird sogar damit gerechnet dass viele Spezies hier noch gar nicht entdeckt worden sind.

In den Camps stehen stationär errichtete Zelte die einen guten Komfort bieten, dass diese leider nicht ganz wasserdicht sind, wissen wir zu diesem Zeitpunkt, zum Glück, noch nicht.
Überhaupt hatten wir eine besonders gute Schönwetterphase erwischt. Deshalb mussten wir Anfangs nicht bei Regen marschieren, was hier, eine gehörige Portion Glück bedeutet, im niederschlagreichsten Gebirge der Welt, mit jährlich 320 Regentagen im Jahr.
Verwundert bin ich über Trond als er am Abend eine Daunenjacke auspackt. Irgendwie dachte ich, dass man als Polarbewohner sehr abgehärtet sein muss und bei den feucht-warmen Afrika-Temperaturen, knapp über 0 Grad, bestimmt im T-Shirt rum sitzt. Mein Klischee ist zerstört :)

Am Morgen des vierten Tages haben wir uns von einem Teil der Träger verabschiedet. Diese werden aufgrund der reduzierten Vorräte nicht mehr benötigt. An Tag 4 überqueren wir gerade einen 4400m hohen Pass als wir zum ersten mal jemanden treffen. Einen Schweizer Alpinisten auf dem Rückweg. Er kann es kaum erwarten hier herauszukommen und hatte sich das ganze etwas entspannter vorgestellt.














Dezember 20, 2010

Mountains of the moon - Planung und Anreise

Nach mehrwöchiger Planung und der Organisation der Ausrüstung die ich in einem Rucksack sowie 2 wasserdichten Taschen verstaut hatte ging es am 19.12.2010 zum Flughafen um Richtung Uganda zu starten. Ziel war während eines 10-tägigen Trekkings in den “Mondbergen“ den 5109m hohen Margherita Peak zu besteigen. Im Gegensatz zu vielen anderen Bergen Afrikas handelt es sich nicht um einen Vulkan, die Entstehung des Gebirges ist ungeklärt. Der Ruwenzori gilt als Quelle des Nils, in der aktuellen Forschung wird sogar spekuliert das hier die Menschheit entstanden ist (siehe Geo, März 2010).
Geplant war von Kilembe aus zu starten, und eine Route zu gehen die erst vor kurzem eröffnet wurde und sich auch (noch) nicht per Pauschalurlaub buchen lässt. Vor Ort hatte ich einen Veranstalter der Guides und Träger organisierte. Außerdem hatte ich mich mit Trond dort verabredet, er kommt aus Spitzbergen, wir möchten die Tour gemeinsam angehen. Der Anteil Selbstorganisation war bei dieser Tour recht hoch, aber dafür war der Komfortanteil umso geringer :)

Die Anreise verlief nicht ganz perfekt. Am Flughafen Frankfurt herrschte Schneechaos, unser Flug war verspätet, wodurch wir den Anschlussflug in Kairo verpasst hatten Dies brachte 24 Std. Aufenthalt mit extra wenig Schlaf und eine Pyramidenbesichtigung mit sich. Schön das sich meine Strategie Sonnenhut, Badehose und Schwimmbrille im Handgepäck zu transportieren mal wieder bewährt hat.
Anschließend ging es mit weiteren Verspätungen über den “gemütlich“ funktionierenden Flughafen Addis Abeba nach Uganda weiter. Nach insgesamt 2 Tagen landete unser Vogel schließlich am Nachmittag auf dem kleinen Flughafen Entebbe.
Hier fing der stressige Teil der Reise an, musste ich nun von Entebbe aus ins ca. 500 km entfernte Kilembe ohne jegliche Ahnung ob dies überhaupt an einem halben Tag durchführbar ist. Das Trekking sollte morgen früh starten, also galt es zügig dorthin zu gelangen. Da der gesamte Verkehr Ugandas eher suboptimal sternförmig organisiert ist laufen alle restlos alle Verbindungen über den großen Busbahnhof in der lebendigen Hauptstadt Kampala. Also fuhr ich mit dem Taxi dort hin um eine Anschlussmöglichkeit in den Osten des Landes zu bekommen. Bis zu diesem Zeitpunkt hätte ich nicht gedacht das man alleine auf einem Busbahnhof über eine Stunde im Stau stehen kann, mittlerweile sind alle Zweifel diesbezüglich ausgeräumt.
Aus dem Taxi ausgestiegen zweifelte ich auch nicht mehr daran dass der gesamte Verkehr Ugandas hier zusammenkommt. Nebenbei war ich der einzige Tourist der sich hier tummelte. Ein passenden Mini-Bus zu finden gelang ohne Probleme, aber leider wurde das eigentlich für 14-Personen ausgelegte Gefährt mit Fahrgästen „leicht“ überfüllt. Während der nächsten 6 Stunden auf holprigen Staubpisten war ich eingeklemmt zwischen Fahrgästen und meinen 26 kg Gepäck, meine Bewegungsfreiheit beschränkte sich darauf mit Zehen zu wackeln. Da in Uganda die Amtsprache Englisch ist gab mir das wenigstens Gelegenheit ins Gespräch zu kommen und interessantes über Land und Leute zu erfahren.
Spät in der Nacht erreicht der Bus Fort Portal und ich erwischte durch Glück (und eine Motorrad – Bus - Verfolgungsjagd) den Anschlussbus nach Kaese. Was ein Glückstag, so reibungslos hätte das mit der Deutschen Bahn nicht geklappt +1 für Uganda :)
Nach einstündiger Fahrt bei der ich mich abwechselnd damit beschäftigte meine ersten Tourenvorräte aufzuessen und die Augen einfach aufzuhalten stehe ich in Kaese und es trennen mich nur noch 20 km vom Ziel. Allerdings bin ich alleine auf einer unbeleuchteten Straße was die Frage aufkommen lässt wie ich das jetzt im Detail anstelle. Glücklicherweise stehen am Straßenrand eine Gruppe Jugendlicher mit Mofas, ich frage ob mich jemand für umgerechnet 5 EUR nach Kilembe fahren kann und treffe spontan auf Begeisterung. Wirklich ganz große Klasse wie freundlich und hilfsbereit die Menschen hier sind :)
Nach insgesamt 3 Tagen und recht erschöpft erreiche ich gegen 1 Uhr Nachts das Hostel, klingele den Besitzer raus und checke ein, bevor ich ins Koma falle habe ich endlich Gelegenheit Trond persönlich kennenzulernen, ein echt netter Typ mit einem angenehmen Humor.